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Das Textildorf Großschönau


Großschönau ist mit der Textilgeschichte der Damast- und Frottierweberei so eng verbunden wie keine andere Gemeinde in Deutschland. Denn in keinem anderen Ort wurde so viel und so lange echter Damast gewebt.
Das Ortsbild Großschönaus ist davon stark geprägt: wer den Ort besichtigt, dem fallen die vielen kleinen und großen Umgebindehäuser auf, welche größtenteils Weberhäuser waren, die für ein Dorf ungewöhnlich vielen Villen, welche häufig Fabrikanten gehörten, aber auch die vielen Fabriken und Produktionsbetriebe, welche immernoch gewerblich genutzt werden, zum Teil aber leider auch brach liegen. Und immer zahlreicher sind renaturierte und wieder bebaute Flächen zu finden, in deren früheren Gebäuden Textilmaschinen ratterten und Schichtarbeiter ihr täglich Brot verdienten.
Die Textilindustrie prägt nach wie vor die Wirtschaftsstruktur der Gemeinde, jedoch befindet sich der Charakter der Gemeinde im Wandel. Um 1834 etwa ernährte die Damastmanufaktur ca. 3.800 Menschen, was zur damaligen Zeit dreiviertel der Einwohner ausmachte. Heute gibt es noch zwei weltweit agierende Unternehmen: die Damino GmbH für die Damastweberei und die Frottana Textil GmbH & Co.KG für die Frottierweberei mit insgesamt ca. 600 Mitarbeitern. Auch wenn die Textilindustrie nicht das einzige Steckenpferd im produzierenden Gewerbe der Gemeinde ist, erfolgt immer mehr der wirtschaftliche Wandel zu einem zweiten Standbein, dem Tourismus.

Was möchten wir?

Unser Anliegen ist es, Ihnen das Thema Textil mit seinen interessanten geschichtlichen und gegenwärtigen Facetten während Ihres Aufenthaltes in der Gemeinde erlebnisreich näher zu bringen. Wir möchten historische Wirkungsstätten der Textilindustrie mit der Gegenwart verknüpfen.

Bereits jetzt können Sie an vielen Stellen in der Gemeinde das Thema Textil authentisch erleben:




Gruppenführungen können direkt in der Touristinformation gebucht werden. Tel.: +49 35841 2146

Der Textilpfad Großschönau

Der 2014 eröffnete Textilpfad verbindet wichtige Stationen im Ort, die einen Bezug zur lokalen Textilindustrie in Vergangenheit oder Gegenwart aufweisen. Dazu gehören Fabrikantenvillen und (ehemalige) Fabriken ebenso wie einstige Weberhäuser. Verschiedene gesellschaftliche Schichten und Lebensbereiche der Großschönauer, die durch die Textilindustrie miteinander verbunden waren, werden somit gleichermaßen beleuchtet. Die an den einzelnen Stationen aufgestellten Informationsstelen enthalten in deutscher und tschechischer Sprache verfasste historische Fakten und zeigen historische Aufnahmen. Spannende Rätsel und Aufgaben warten obendrein darauf, gelöst zu werden.

Vielfältige Großschönauer Textiltraditionen

Wenn wir in Großschönau an unsere reichen Textiltraditionen denken, dann stehen Damast und Frottier zu recht im Vordergrund. Aber wir sollten auch nicht vergessen, dass vor über 70 Jahren die Produktion von Technischen Textilien in unserem Ort begann. Schlauchboote, Rettungsflöße und andere Rettungsmittel aus Technischen Textilien wurden über viele Jahrzehnte hergestellt. Dem Förderverein ist es ein Bedürfnis, im Jubiläumsjahr auch an diese Tradition zu erinnern. Der folgende Beitrag von Eckhard Schumann soll die Erinnerung an dieses leider mittlerweile zu Ende gegangene Kapitel Großschönauer Textilgeschichte wachhalten.

Prof. Dr. Wolfgang Uhr
Rettungsinsel für 100 Personen

Technische Textilien im Textildorf Großschönau

Über 70 Jahre lang wurden in Großschönau Schlauchboote, Rettungswesten, Rettungsflöße und Campingzelte hergestellt. Wie kommt es, dass in einem Mittelgebirgsort aufblasbare Rettungsmittel für die Schifffahrt und Luftfahrt produziert wurden? Zwei deutsche Firmen sind dabei zu betrachten. Die seit 1931 in Berlin bestehende Deutsche Schlauchbootfabrik “Hans Scheibert“ fertigte u. a. für die deutsche Wehrmacht Schlauchboote und aufblasbare Rettungsflöße. 1940 wurde die Kriegsproduktion der Firma in Werke nach Sachsen und Schlesien verlagert. Es entstanden Schlauchbootfabriken in Großschönau und in Grottau.
Die 1832 in Großschönau gegründete Firma C. G. Hänsch gehörte zu den größten und traditionsreichsten Textilfabriken des Ortes. Diese Firma wurde 1942 per Befehl verpflichtet, Räumlichkeiten und Personal der Deutschen Schlauchbootfabrik für die Fertigung von Rüstungsartikeln zur Verfügung zu stellen. Neben dem ortsansässigen Personal wurden Zwangsarbeiter und zum Teil auch Kriegsgefangene beschäftigt.
Wegen der Rüstungsproduktion wurden 1946 drei Fünftel des Grundbesitzes und die Gebäude der Firma C. G. Hänsch enteignet. 1958 musste die Firma staatliche Beteiligung aufnehmen und wurde 1972 in der DDR komplett verstaatlicht. Es entstand der volkseigene Betrieb Webzwirn unter Angliederung an den VEB Frottana. Die Stilllegung erfolgte 1990.
Nach Einstellung der Schlauchbootproduktion in Großschönau für militärische Zwecke ging die Produktion in Richtung Konfektion. Aus gummierten Stoffen fertigte man für den maritimen Bereich Schwimmwesten, Schachtanzüge für die SDAG-Wismut, Mäntel und Kombinationen für die Volkspolizei sowie Kampfanzüge für die Volksmarine. Mit relativ geringen Mitteln wurden nach dem Krieg Gebrauchsgegenstände hergestellt. Dazu wurden Restmaterialien verwendet, die aus der ehemaligen Produktion noch zur Verfügung standen. Außerdem konnten zahlreiche Varianten an Campingzelten der Bevölkerung angeboten werden. Zelte aus der Oberlausitz waren begehrte Artikel und konnten in viele Länder exportiert werden.
Der Nachfolgebetrieb der Deutschen Schlauchbootfabrik produzierte unter verschiedenen Firmennamen wie VEB Sächsische Wetterschutzbekleidung, VEB Sportboot und als Werk 5 des VEB Textil- und Veredlungsbetriebes Neugersdorf weiterhin Schlauchboote, Rettungsflöße, Schwimmwesten, Zelte und Traglufthallen. Als Material dazu wurden Technische Textilien verwendet. Das sind Gewebe aus traditionellem Material wie Baumwolle, Leinen und später auch aus synthetischen Fasern. Um diese Gewebe fester, witterungsbeständiger und haltbarer zu machen, sind sie mit einer ein- bzw. beidseitigen Beschichtung aus zum Beispiel Gummi, PVC oder Polyurethan versehen. Damit wurden die Technischen Textilien auch luftdicht, was die Grundlage zur Fertigung aufblasbarer Rettungsmittel war.
Technische Textilien sind sehr stark nach der Funktionalität entwickelt worden. Eingesetzt werden sie bei der Herstellung von Rettungsgeräten, Zelten, und Sportgeräten. Auch im Bauwesen, in der Medizin und in der Raumfahrt finden sie Anwendung.
Nach der Wiedervereinigung Deutschlands versuchten es einige Mitarbeiter mit der Reprivatisierung des Betriebes.1990 wurde die Firma Seetex GmbH Großschönau gegründet. Danach übernahm 1991 die Deutsche Schlauchbootfabrik „Hans Scheibert“ Eschershausen von der Treuhand den Großschönauer Betrieb als Werk 2. Eine kleine Abteilung, hervorgegangen aus der Forschungsgruppe Konfektion des Wissenschaftlich-Technischen Zentrums Technische Textilien Dresden, entwickelte bis ins Jahr 2000 verschiedene Rettungsfloßserien. Das waren nach neuesten internationalen Forderungen auch selbstaufrichtende und umkehrbare Rettungsflöße.
In Großschönau wurden die ersten deutschen Großraumflöße mit einer Rettungskapazität von 100 bis 150 Personen entwickelt und gefertigt. Die Erprobungen der Prototypen fanden meist im Waldstrandbad statt.
Im Jahre 2001 wurde die Deutsche Schlauchbootfabrik an die Fa. Wardle Storys (Safety and Survival Equipment) Ltd. in Großbritannien verkauft. Es erfolgte eine Umfirmierung in DSB Deutsche Schlauchboot GmbH & Co. KG.
Von 2005 bis 2008 fertigte das Werk Großschönau die Floßkörper der Aviation Produktion der englischen Firma RFD. Obwohl zahlreiche Aufträge für die Fertigung von aufblasbaren Rettungsflößen für die Schifffahrt und Luftfahrt vorlagen, wurde das Werk Großschönau im Jahre 2008 durch die nordirische Geschäftsleitung geschlossen und große Teile der Produktion nach China und Nordirland ausgelagert. Schlagartig wurde die gesamte hochmotivierte Belegschaft arbeitslos.
Noch heute werden in unserer Region in folgenden Betrieben Technische Textilien hergestellt und konfektioniert:
- Fa. C. F. Weber, Spitzkunnersdorf
- Heytex Neugersdorf GmbH
- OLUTEX Oberlausitzer Luftfahrttextilien, Seifhennersdorf
- SPEKON Aircraft und Aerospace GmbH, Seifhennersdorf
- Ploucquet GmbH, Zittau
- dwt Zelte Niesky GmbH
Um die Gebäude der ehemaligen Firma C.G. Hänsch weiter sinnvoll zu nutzen, hat die Gemeinde Großschönau den Gebäudekomplex gekauft. Dorthin zieht derzeit das bestehende Motorrad-Veteranen- und Technik-Museum vom alten Standort an der David- Goldberg- Straße und wird mit einer Industrieausstellung über die Entwicklung und Herstellung von aufblasbaren Rettungsmitteln für die Schifffahrt und Luftfahrt ergänzt. Dadurch wird eine seltene Fabrikation in Großschönau nicht ins Vergessen geraten.



Eckhard Schumann Fotos: E. Schumann
ehemalige Schlauchbootfabrik, jetzt Motorrad- und Technikmuseum
Sprungpolster SPP4000


Das Textildorf Großschönau gehört einer Interessengemeinschaft an, welche sich "Sachsens Erlebnisdörfer" nennt. Alle Dörfer dieser Gemeinschaft sind durch ihre Entwicklung thematisch geprägt und haben es sich zur Aufgabe gemacht, das jeweilige Thema für ihre Gäste erlebbar zu machen.
Auf dem Internetportal der Erlebnisdörfer können Sie sich darüber informieren.

Gemeindeverwaltung

Dienstag
09:00 - 12:00 u. 14:00 - 18:00 Uhr
Donnerstag
09:00 - 12:00 u. 14:00 - 17:00 Uhr
Freitag
10:00 - 12:00 Uhr (außer Bauverwaltung)
Montag und Mittwoch geschlossen

Gemeindebibliothek

Mo /­ Mi /­ Fr: geschlossen
Di: 09:00 - 12:00 Uhr und 13:00 - 18:30 Uhr
Do: 14:00 - 17:00 Uhr

Deutsches Damast- und Frottiermuseum

Dienstag - Freitag
10:00 - 16:00 Uhr
Samstag, Sonntag, Feiertag
14:00 - 17:00 Uhr
Montags geschlossen

Führungen auf Anfrage und nach vorheriger Anmeldung.

Tourist-Information

Montag, Dienstag, Donnerstag, Freitag
10:00 - 16:00 Uhr
Samstag, Sonntag u. Feiertag
14:00 - 17:00 Uhr
Mittwoch geschlossen

Quartierübersicht

Sie benötigen eine Unterkunft?
Besuchen Sie doch unsere Partnerseite zittauergebirge-ferien.de:
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Gastgeber in Hainewalde

Naturpark Zittauer Gebirge

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