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Oberlausitzer Umgebindehäuser

Umgebindehäuser in Großschönau

Es gibt einen Landstrich in der Mitte Europas, der bis heute sein unverwechselbares Gepräge einer Architektur verdankt: den Umgebindehäusern. Nirgendwo sonst in Europa blieb eine Volksbauweise in solcher Dichte erhalten. Schätzungsweise 19.000 dieser eigenwilligen Bauwerke gibt es noch - grenzübergreifend. Denn die Hauslandschaft fließt im Dreiländereck von Deutschland, Polen und Tschechien von der Oberlausitz und Sächsischen Schweiz bis nach Niederschlesien und Nordböhmen.
Liebevoll saniert und gepflegt von den Eigentümern, strahlen die Häuser Bodenständigkeit, Besitzerstolz und Gastfreundschaft aus. Viele Umgebindehäuser verbinden ihre Ursprünglichkeit gekonnt mit modernen Wohnkomfort.
In der Gemeinde Großschönau befindet sich mit über 660 Umgebindehäusern das größte intakte Ensemble dieser Architektur. Sie prägen maßgebend die Ortsbilder der Gemeinde.
Charakteristischen Merkmale eines Umgebindehauses sind die Blockstube, das die Blockstube umbindende Tragegerüst und das bei zweistöckigen Umgebindehäusern in Fachwerkbauweise ausgeführte Obergeschoss. Das Tragegerüst besteht aus Säulen, Spannriegeln und Kopfbändern oder Knaggen und trägt die Last des Daches und des Obergeschosses.
Die Umgebindehäuser sind nicht nur als Haustyp interessant, sondern boten auch den einheimischen Zimmerleuten, Steinmetzen, Schmieden und Dachdeckern Arbeit und Brot. Profilierte Säulen, Verzierungen an Brettern und Kanten, Symbolhaftes, wie Sonnen oder Blitzschlangen im Giebelbereich, schmückende Fensterrahmen sowie Ochsenaugen und Hechte mit kunstvollem Schnitzwerk, bemerkenswerte Türstöcke aus Waltersdorfer Sandstein, schmiedeeiserne Gitter an den Hausfenstern und vielfältige Ornamente in der Verschieferung zeugen vom hohen handwerklichen Können der damaligen Zeit.
Die Formenvielfalt des Umgebindehauses reicht vom Kleinbauernhaus über das Bauernhaus und Weberhaus bis zum Faktoren- oder Verlegerhaus. Die fränkischen Siedler, die sich in der Oberlausitz niederließen und bei den hier ansässigen Slawen die Blockbauweise vorfanden, brachten die Fachwerkbauweise mit. Die Bevölkerungszunahme, die Entwicklung des Handwerks und ein wachsender Bedarf an Vorratsräumen verlangten eine Vergrößerung der Häuserkammer, was bei einem Blockhaus nur in begrenztem Maße möglich ist.
Die Entwicklung zum Umgebindehaus begann um 1400 und endete in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, in welchem die Steinhäuser diese Bauweise verdrängten. Eine Vorstufe waren wahrscheinlich Stützen, um die Dachlast von den Wänden des Blockhauses auf den Baugrund abzuleiten. In Großschönau finden Sie das größte zusammenhängende Umgebindehausensemble. An den Flüsschen Mandau und Lausur können Sie viele malerische Ansichten entdecken.


Regionalstrecke "Oberlausitzer Umgebindehausstraße"

Die "Oberlausitzer Umgebindehausstraße", die als Rundweg durch die Gemeinden Großschönau, Mittelherwigsdorf, Oderwitz, Kottmar sowie die Städte Herrnhut, Ebersbach-Neugersdorf und Seifhennersdorf verläuft, hat sich im Jahr 2015 als siebente Regionalstrecke der AG "Deutsche Fachwerkstraße" angeschlossen.
Grundgedanke des Projektes in der Oberlausitz ist es, den Fokus der Vermarktung der Region auf das Umgebinde zu legen, da es gegenüber anderen Regionen und Kulturlandschaften ein eindeutiges Alleinstellungsmerkmal ist. In unserer Oberlausitz sind in einem vergleichsweise kleinen Gebiet noch ca. 6.500 Umgebindehäuser erhalten. Die Strecke wird in alle Marketingmaßnahmen der Dt. Fachwerkstraße integriert. Hierdurch besteht die Möglichhkeit, die bereits vorhandenen gastronomischen, touristischen und kulturellen Einrichtungen, die im Zusammenhhang mit Umgebinde stehen, zu bündeln und gemeinsam zu vermarkten. Als Partner für das Projekt konnten zur fachlichen Beratung die Stftung Umgebindhaus und zur Unterstützung bei der touristischen Vermarktung auch die Marketinggesellschaft Oberlausitz gewonnen werden.

Die Umsetzung der "Oberlausitzer Umgebindehausstraße" wird noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Als erstes soll die Gesamtroute in einer Karte zusammengestellt und publiziert werden. Die beteiligten Städte und Gemeinden arbeiten zudem derzeit an der Planung für die notwendige Beschilderung und Ausgestaltung der Route.